Lina während des Unterrichts ihrer Judoklasse in ihrer Heimat

Der Weg von Kabul nach Deutschland

 

Eine freudige Meldung hat uns am 21. August erreicht. Wir sind eine starke Gemeinschaft und aus unserem Verein wurde ein riesiger Beitrag geleistet, dass Lina heute in Deutschland und in Sicherheit ist. Linas spektakuläre Flucht hat in der gesamten Judo-Welt für große Freude und in den sozialen Medien für unglaublich viele positive Reaktionen gesorgt.

Lina ist eine weibliche Judoka aus Afghanistan, die in Kabul eine Judoschule für Mädchen und Frauen betrieben hat. Daneben hat sie sich in ihrer Heimat sehr stark für Frauenrechte eingesetzt. Daher wurde es für die starke, couragierte junge Frau durch die Änderung der Machtverhältnisse in ihrem Heimatland lebensgefährlich und sie musste fliehen. Die geplante Ausreise war schon mehrfach gescheitert, da sich die Veränderungen so schnell vollzogen haben, wie sie keiner von uns für möglich gehalten hat.

Mit Lina stand unser Abteilungsleiter Alwin schon länger in Kontakt. Er wußte um ihre Sorgen und Nöte und war bemüht, ihr schon damals die mögliche Unterstützung zukommen zu lassen. Sie erzählte ihm, dass sie zur Sommerschule des DJB eingeladen ist und ob ein Treffen dort möglich ist. Alwin wusste, dass Christian dort teilnehmen möchte und hat dann den Kontakt hergestellt. Leider war Lina nicht bei der Sommerschule! Die Einreise war an den Behörden und an einer fehlenden Corona-Schutzimpfung gescheitert.

Am 12. August erhielt Christian einen Hilferuf von Lina auf seinem Mobiltelefon. Beide tauschten sich in den kommenden Tagen sehr oft aus und überlegten, was getan werden könnte. Und dann kam - wie bereits erwähnt - alles ganz anders.

Früh morgens klingelte bei Christian das Telefon. Lina war am Apparat und fragte “Can you talk with the german soldier? He don’t let me fly to germany. I am here at the military part of the airport of kabul.” Lina hat sich vermutlich in dieser Situation für den Richtigen entschieden, denn Christian hat sich umgehend für die Ausreise eingesetzt und alles Mögliche und Nötige in die Wege geleitet. Christian meinte: “Mir ist fast das Herz in die Hose gerutscht, als mir klar wurde, dass es nur diese Chance gibt. Du musst mit dem Soldaten eine Lösung finden, sonst ist alles aus.” Im Hintergrund waren Schüsse und Schreie zu hören, wie wir sie in den letzten Tagen immer in den Medien sehen müssen! Der Mann am Telefon meldete sich mit “Deutsche Bundeswehr Kabul” und erklärte, dass er Fr. R. (Lina) nicht ausreisen lassen darf, weil die vorgelegten Dokumente nicht ausreichen. Sie hat nicht für die Deutschen gearbeitet und diese haben jetzt Vorrang. Christian dachte in diesem Moment “das kann ja wohl nicht wahr sein. Jetzt hat sie es unter Lebensgefahr so weit geschafft und dann scheitert es an der Deutschen Bürokratie. Die sind teilweise mit halbleeren Flugzeugen gestartet und draußen versuchen Tausende verzweifelt auszureisen.” Aber er ist ruhig und sachlich geblieben und fragte, was es noch für Möglichkeiten gibt, damit sie fliegen darf. Es wurde mitgeteilt, dass es einer Einzelfall-Entscheidung des Auswärtigen Amtes in Berlin bedarf, damit sie mitfliegen kann.  Man verständigte sich darauf, dass Lina so lange im gesicherten Bereich verbleiben darf, bis eine Entscheidung vorliegt. Und dann ging es los, mit ungewissem Ausgang! Christian kontaktierte alle ihm bekannten Personen, um im Auswärtigen Amt die Erlaubnis einzuholen. Darunter auch der Deutsche Judo Bund, der während der Rettungsaktion und auch schon davor alle Hebel in Bewegung setzte. Alle gaben hier ihr Bestes und daher möchten wir uns ausdrücklich auch bei diesen tollen, charakterstarken Menschen ganz herzlich bedanken. Beim Krisenstab des Auswärtigen Amtes herrschte zu dieser Zeit "Ausnahmezustand". Daher war telefonisch oder per E-Mail keiner zu erreichen. Christian übernahm in diesen Stunden die Koordination und auch die Kommunikation zu Lina, die teilweise jedoch unterbrochen war.

Ohne diese Unterstützung wäre der Einsatz unseres Sportkameraden vergebens gewesen und Lina hätte nicht ausreisen können und zurück nach Kabul gemusst! Sie ist dann am vergangenen Samstagmorgen in Frankfurt gelandet. Lina schrieb über Whatsapp: “I am so happy to be here in Germany, I thank all my friends and supporters. They saved my life”.

Da gibt es nicht mehr zu sagen! 😀👍 Außer, dass wir Lina unsere höchste Anerkennung, Respekt und unsere besten Glückwünsche sagen möchten. Und dass wir Judoka sie auch in Zukunft so gut wie möglich unterstützen wollen.

   

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